Koh Phi Phi – Willkommen im Slum

Wenn man mehrere Tage Aufenthalt auf Phuket hinter sich hat, freut man sich auf alles Neue. Als sich die Fähre gen Koh Phi Phi in Bewegung setzt, ist die Vorfreude riesengroß. Bei der Anfahrt auf die Ton Sai Bay, wo sich der Fähranleger befindet, lässt sich nach einer knapp 2-stündigen Fahrt paradiesisches vermuten. Zu malerisch liegt die Bucht umschmiegt von der Insel im Sonnenuntergang. Doch bereits die ersten Schritte lassen schlimmstes erahnen.

Herzlich willkommen im Slum!

Koh Phi Phi Accomodation

Unterkünfte gibt es am Pier zu genüge!

Die Fähranfahrt war dann eigentlich schon mit das romantischste was man auf Koh Phi Phi erleben wird. Bereits wenige Meter auf Land und schon drängen sich zahllose Schlepper um einen und versuchen Zimmer zu vermitteln. Wer noch nicht gebucht hat, sollte wahrlich keine Probleme haben hier eine Bleibe zu finden.
Sobald man sich auf den Weg in Richtung Unterkunft gemacht hat, bietet sich einem ein Anblick, der ständig zwischen besonderes charmant und widerwärtig wechselt.

Herzlich willkommen im Touristenslum. Wer hier gelandet ist, kann wohl eine ungefähre Vorstellung bekommen, wie es in einem Flüchtlingslager zugehen muss! Ok das ist natürlich überzogen, mit der Vorstellung in einer Favela zu sein, könnte man sich aber durchaus anfreunden. Müllberge neben etlichen Restaurants sind an der Tagesordnung. Der stetige Gestank nach Abwasser der sich durch den Ort zieht und aufdringlich mit der tropischen Hitze vermischt ist allgegenwärtig.

Wie soll es denn auch anders sein, wenn sich der Abwasserkanal mitten durch das Slum schlängelt und die Leute ihren Müll einfach im Graben entsorgen. Hier herrschen hygienische Verhältnisse, wie sie in westlichen Gefilden wohl noch nicht einmal vor 50 Jahren geherrscht haben.

In Mitten dieser abstrusen Szene tummeln sich Horden an jungen US-Bürgern und Briten. Deutsche sind hier eher weniger vertreten. Das freut mich doch auch irgendwie, da dies wohl bedeutet, dass meine Landsleute diesen niveaulosen Ort auch nicht unbedingt favorisieren.

Wieso sollten sie denn auch? Selbst am Strand geht die Horrorstory weiter. Etlicher Plastikmüll und Bierdosen treiben noch von der letzten Party friedlich im Wasser. Im Sand hat sich ein feines Gemisch aus Muscheln, Sand und zermahlenem Müll gebildet, welches einen Badetag im negativen Sinn unvergesslich macht. Dazu stinkt das Wasser in der relativ ruhigen Bucht und lässt erahnen, was in der letzten Nacht bei den unzähligen Strandpartys geschah.

Der Motorenlärm der Wassertaxis und die lauten Musikanlagen, welche im Abstand 20 Metern in den Strandbars dröhnen tun ihr Übriges. Am zur Flut doch recht schmalen Strand geht es sowieso ziemlich beengt zu. Gleich dahinter sind die unendlichen Weiten des Touristenslums vorzufinden. Es gibt Pizza und Tattoostudios zuhauf. Wer fühlt ich denn hier nicht wohl?

 

Viele werden sich wohl nun sagen: “Ganz so schlimm wird es wohl nicht sein!” Doch ist es! Definitiv! Hohe Ansprüche habe ich nie gestellt und selbst in den schlimmsten Tourismusgebieten habe ich mich einigermaßen wohlgefühlt. Man hatte immer die Möglichkeit auszuweichen, etwas anderes zu tun und sein eigenes Ding zu machen. Das geht hier irgendwie einfach nicht. Zu klein ist die Insel. Zu gedrungen.

Trotzdem gibt es natürlich immer wieder Momente die einen mit Koh Phi Phi versöhnlich stimmen. Ob das nun der ganz spezielle Moment ist, wenn man den beschwerlichen Aufstieg zu Viewpoint 2 geschafft hat und den Ausblick genießt oder einfach nur ein Stück unverhüllten Strandabschnitt gefunden hat, der einen einen Moment lang vergessen lässt, wo man sich befindet. Es können aber auch die ganz einfachen Momente sein, wenn man beispielsweise Abends vor seinem Bungalow sitzt, ein kühles Bier genießt und einem plötzlich aufziehendem Regenschauer lauscht.

Natürlich kommt eine Fahrt mit dem Longtailboot nach Koh Phi Phi Lee einem Ausflug ins Paradies gleich. Zu schön sind die Buchten und Strände um sie als nicht sehenswert zu kennzeichnen. Doch leider wird auch diese Illusion immer wieder durch vermüllte Strände und Menschenhorden gestört. So war ich anfangs vom Anblick des sogenannten Monkey Beach total angetan, als ich dann aber an Land ging, offenbarte sich mir Thailands hässliche Seite: Rücksichtslose Touristen haben den ganzen Strand vermüllt. Das Paradies leidet!

 

Die Bilder in den Galerien zeigen gewollt die Missstände. Natürlich habe ich auch etliche wunderschöne Motive von Koh Phi Phi. Darum geht es in diesem Artikel aber nicht!

 

Was ist Koh Phi Phi eigentlich?

Koh Phi Phi ist eine touristisch extrem entwickelte Insel, die jedoch in Hinsicht auf Hygiene und Infrastruktur zurückgeblieben ist. Natürlich gibt es auch sagenhafte Luxusressort in abgelegenen Teilen der Insel, wo es keinen der üblichen Party-Vollgas Touristen jemals hinverschlägt. Dies ist aber definitiv nicht Teil meiner Gedanken.

Der Bereich um die Ton Sai Bay ist schlichtweg ein Slum. Etliche Touristen vor allem aus den USA und GB haben sich hier versammelt um den Vollrausch zu zelebrieren. Komischerweise haben alle das Gefühl an einem besonderem Ort gelandet zu sein und etwas besonderes zu Erleben. Dem ist aber definitiv nicht so! Diese Insel hat mit exotischen Erlebnissen ungefähr genauso viel zu tun wie ein ausgedehnter Club-Urlaub auf Mallorca oder Ibiza.

Einzig die abgeschiedene Lage mitten im Meer und die charmante Fährüberfahrt lassen etwas Adventure-Feeling aufkommen. So leid es mir tut, Koh Phi Phi verliert an Schönheit und leidet schlichtweg unter dem rücksichtslosen Tourismus. Wenn nicht bald etwas geschieht, ist das einstige Paradies bald endgültig zerstört. Und das Ausmaß der Zerstörung wird weitaus größer sein, als es einem lieb ist. Hoffentlich wird hier in Zukunft etwas getan um dieses Stück Paradies auf Erden zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Zu schön ist die Vorstellung, wie es hier einmal vor 20 Jahren ausgesehen haben muss…

 

Eure Erfahrungen auf Koh Phi Phi sind gefragt. Was habt ihr beizutragen?

 

!Anmerkung: Dieser Artikel entstand nach einem schlechten Tag auf Koh Phi Phi. Natürlich ist die Landschaft einzigartig und eigentlich ein Paradies. Aber leider ist es so, dass die Insel dermaßen leidet, dass ich nicht weiß ob es mich jemals wieder dorthin verschlagen wird. Ein objektiverer und ausführlicherer Bericht in der Kategorie Reisemagazin wird folgen!  Die Bilder in den Galerien zeigen gewollt die Missstände. Natürlich habe ich auch etliche wunderschöne Motive von Koh Phi Phi. Darum geht es in diesem Artikel aber nicht!

 

Unterkunft Koh Phi Phi

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16 Kommentare

  1. ich hab jetzt alles von euch gelesen. es tut mir in der Seele weh! Ich war mit meiner Frau 1990 und 1991 da, und es war wirklich ein Paradies!!Schade! Gruss :Manni!

  2. Hallo, bin gerade auf phi phi und kann euch leider nur zustimmen. Di gassen ersticken im müll und die ganze insel stinkt. Sogar auf abgelegeneren stränden türmt sich der müll. Di kleinen wagen bringen im minutentakt berge von müllsäcken weg. Aber ich frage mich wohin? Bin nun froh morgn von hier weg zz kommen.

    Lg

    Benni

  3. Hallo, also ich war vor 1 Woche in Ko Phi Phi und JA, dieses Paradies versinkt im Müll. Ich war 2008 zum ersten Mal auf Ko Phi Phi und es war wirklich das Paradies auf erden. Dsnn kam ich 2012 wieder hin und konnte es kaum glauben, was sich in diesen 3 Jahren alles getan hat. 2013 war ich wieder auf Ko Phi Phi, hatte immer ganz rechts unten ein nettes und ruhiges Bungalow. Hier herrschte wenigstens noch ein bisschen Paradiesische Atmosphäre. Kam wie gesagt vor 1 Woche wieder auf Ko Phi Phi und war grenzenlos enttäuscht. Die ganzen schönen Bungalows abgerissen und nur noch eine Megabaustelle wo ein Hotelkomplex entstehen soll. Wir schliefen in einem Drecksbungalow, wo direkt dahinter der Müll angezündet wurde. Somit reisten wir den nächsten Tag gleich wieder ab. War jetzt zum 4 Mal in Thailand und Ko Phi Phi war immer mein Paradies, doch wie ich leider feststellen musste, sind die Paradiesischen Zeiten für Ko Phi Phi abgelaufen.

    • Ja so ist das leider! Und während meines Aufenthaltes dort, fühlte werde ich mich besonders wohl, noch hatte ich den Eindruck, dass es den anderen Reisenden besonders gefallen hätte. Das ehemalige Paradies ist wohl eher eine Insel für tropische Saufeskapaden! So schade!

      Und ja! Die Bungalows sind zum überwiegenden Teil wirklich echte Dreckslöcher!

      Grüße
      Michael

  4. Ich kenne – und liebe – Thailand seit 1988, habe das Land kreuz und quer, von oben nach unten sowie einige Inseln mehrmals bereist. Was in den Küstengegenden als Geheimtipp galt, war bei der nächsten Reise schon vom Massentourismus überflutet, Pubs, Puffs, Restaurants, Bars etc. Wälder zu Boden gewalzt, Straßen verbreitert und neue gebaut. Also alle erdenklichen Möglichkeiten des modernen Fortschritts und der Naturzerstörung inklusive. Wenn man sich in ein noch vorhandenes Wäldchen begab, liegt sicher Tonnenweise Abfall – vor allem Kunststoffe – herum. Auch in Bangkok, an den Ufern des Königflusses, hat die wilde Bauerei Einzug gehalten, was das Zeugs hält. In den letzten Jahren entstanden unzählige Hochhäuser – obwohl es ein Gesetz gäbe, wo keine höheren Gebäude als eine gewisse Anzahl Etagen (ich glaube drei) konstruiert werden dürften. Aber Gesetze sind zum Brechen da, mit Schmiergeld geht alles durch – oder fast alles. Seit dem der neue Airport entstanden ist, wächst Pattaya rasant. Von Bangkok ist gar nicht zu Reden. In der Sukhumvit Road – kaum nach zwei Jahren wieder angekommen – musste ich zuerst herumirren, um mich wieder zurecht zu finden, einige Gebäude, an welchen ich mich orientierte, waren dem Erdboden gleich gemacht oder durch neue Luxusbauten ersetzt worden. Wenn man noch die unberührte Natur Thailands erleben will, muss man sich außerhalb der Küstengebiete begeben, am besten östlich. Und Thai sollte man etwas können, denn auf dem Lande kommt man mit Englisch nicht weit…..

  5. Hallo zusammen

    Wenn ich deinen Artikel lese, tut es mir weh. Denn ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie es vor ca. 20 Jahren dort ausgesehen hat. Ein Freund und ich waren 1992 als Backpackers in dieser Gegend, unter anderem auch auf Kho Phi-Phi, unterwegs. Die Unterkünfte waren noch sehr einfach und der Strand noch fast menschenleer. Wir schifften von Krabi hinüber, welches damals ebenfalls nur ein kleines Nest war. Ich muss mir wieder einmal die Fotos von damals anschauen.
    Kann dir ja mal ein paar zumailen wenn du willst, damit du den Vergleich ziehen kannst.

    • Also wir waren 1992 für 4 Wochen in Thailand..Natürlich auch für einige Tage auf Ko Phi Phi..Es war einfach ein absolutes Paradies..Ich kann diese Zeit nicht vergessen..Es tut mir unglaublich weh zu sehen wie alles vermüllt und zugebaut wird..Es ist erschreckend wie mit der Natur und Umwelt umgegangen wird..Thailand ist leider nicht mehr das was es mal war..

  6. ich war gerade eben und kann eure erfahrung gar nicht teilen. phi phi war einer der besten orte für mich. fühlte mich sehr wohl. müll war nicht mehr als auf koh lanta. monkey beach war ohne müll!

    • Das freut mich! Vielleicht hat ja die neue Regierung etwas bewirkt und endlich für Ordnung gesorgt! Hoffentlich bleibt das so. Allerdings ist ja gerade auch keine Hochsaison. Ich denke mit den Menschenmassen kommt auch wieder der Müll 🙁

  7. Hey Michael
    Ich muss dir “leider” vollkommen recht geben. Phi Phi ist einer der drei Orte in Thailand, die ich erst wieder besuchen werde, wenn sich dort grundlegend etwas ändert. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich sehe, was aus manchen paradiesischen Gegenden geworden ist. Das ist auch der Grund, warum ich Maya Bay bis heute nicht gesehen habe.
    Viele Grüße
    Marcus

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